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Inhalt und Anliegen

Autor Reinold Louis zu seinem neuen Buch:

Mit meinem neuen Buch möchte ich die Aufbruchstimmung der ersten Jahre nach den Schrecknissen des Krieges vermitteln, die ich als Kind und als Heranwachsender sehr bewusst erlebt und im Rahmen meiner Möglichkeiten mitgestaltet habe. Vieles wollte - und musste - ich in Gesprächen mit Zeitzeugen hinterfragen und vertiefen. Es waren inhaltsreiche Gespräche mit bewegenden Geschehnissen. Aber über allem Leid stand immer die Freude über die Rückkehr nach Köln, der Dank fürs Überleben und das Gedenken an die, denen es nicht vergönnt war, die Domtürme wiederzusehen.

Die Gespräche drehten sich auch um längst in Vergessenheit geratene Begriffe, wie verdunkele, schöppe, hamstern, maggeln, anstehen, fringsen; wir erinnerten uns an Föxchen, Imis und Amis, Bankröttchenspott, Muckefuck und Bunker.
Wir rekapitulierten, dass die Kölner das Parteiabzeichen „Kamellche“ nannten, die nach der Währungsreform ausgegebenen neuen Geldscheine „Bilderboch“ hießen, Cherry Knolly oder Knolly Brandy selbstgebrannte Schnäpse und amerikanische Zigaretten „Schwarze Währung“ waren. Beim Klüttenklau hatten wir „Schmiere“ gestanden, Warnrufe losgelassen, wenn die „Kuletschhöt“ zur Razzia in Sicht kamen und bei Amis und Tommys gebettelt: Have you Tschokläd.

Der Schrein der Hl. Drei Könige -

in der Reliquienprozession 1948 anläßlich des 700jährigen Dombau-Jubiläums

Nicht zu vergessen die Trümmerfrauen: Mütter, die die eigenen Ängste vor den Kindern verbargen, die Hunger litten und erst dann etwas aßen, wenn die Kinder satt waren und etwas übrig geblieben war. Die erst ihren Durst stillten, wenn ihre Kinder genug getrunken hatten, die in der Kälte bibberten, damit sie die Kinder mit der eigenen Kleidung wärmen konnten, die am Bett sorgenvoll wachten und beteten, wenn wir Kinder friedlich schliefen. Als „Bombenweiber“ in der Evakuierung geschmäht, standen sie nach der Rückkehr in Köln beim Entschutten „ihren Mann.“

Es ist ein Buch kölnischer Lebensfreude in schwerer Zeit und zugleich eine Hommage an alle Mütter und Väter, die trotz großer Sorgen und Nöte ihre Kinder wohlbehalten durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre gebracht und den Wiederaufbau bewerkstelligt haben, ohne an eigene Bedürfnisse zu denken.“